Zum Inhalt springen

Sturzprophylaxe: Wie Sie Ihr Zuhause sicher machen

Ein sicheres und vertrautes Zuhause ist ein zentraler Ankerpunkt für Lebensqualität und Autonomie, insbesondere im fortgeschrittenen Lebensalter. Gleichzeitig birgt das eigene Wohnumfeld verborgene Risiken, die zu Stürzen führen können. Ein Sturz ist dabei weit mehr als ein harmloses Missgeschick; er kann zu ernsthaften Verletzungen, dem Verlust der Selbstständigkeit und einer erheblichen psychischen Belastung in Form der Angst vor weiteren Stürzen führen.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Sturzprophylaxe ist daher kein Ausdruck von Schwäche, sondern ein Akt der Selbstfürsorge und Voraussicht. Es geht darum, proaktiv die eigene Umgebung zu gestalten und den Körper zu stärken, um die Grundlage für ein langes, selbstbestimmtes und aktives Leben in den eigenen vier Wänden zu schaffen und zu erhalten. Die Prävention von Stürzen ist ein multifaktorieller Ansatz, der das Bewusstsein für Risiken schärft und effektive Strategien zur Minimierung dieser Gefahren aufzeigt.

STURZPROPHYLAXE IM EIGENHEIM UNFALLSTATISTIK 300.000 Haushaltsunfälle jährlich in Deutschland 80% sind Stürze HAUPTBETROFFENE Über 65 Jahre 3x höheres Risiko aber alle Altersgruppen sind betroffen HAUPTGEFAHRENZONEN IM HAUSHALT BADEZIMMER Rutschgefahr Nasse Flächen TREPPEN Stolperfallen Schlechte Beleuchtung KÜCHE Verschüttete Flüssigkeiten WOHNBEREICH Lose Kabel Teppichkanten Unordnung PRÄVENTIONSPOTENZIAL Bis zu 90% aller Stürze sind durch gezielte Maßnahmen vermeidbar Systematische Raumanalyse • Technische Hilfsmittel • Verhaltensanpassungen

Die multifaktorielle Natur von Stürzen: Ein Blick auf die Ursachen

Stürze im häuslichen Umfeld sind selten das Ergebnis einer einzigen Ursache. Vielmehr handelt es sich um ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die sich in intrinsische, also personengebundene, und extrinsische, umgebungsbedingte, Risiken unterteilen lassen. Das Verständnis dieser multifaktoriellen Genese ist der erste und entscheidende Schritt zu einer wirksamen Präventionsstrategie.

Intrinsische Risikofaktoren: Der Einfluss des Alterns

Der menschliche Körper unterliegt einem natürlichen Alterungsprozess, der verschiedene physiologische Veränderungen mit sich bringt. Diese Veränderungen können die Stabilität und Sicherheit beim Gehen und Stehen beeinträchtigen.

Ein zentraler Faktor ist der altersbedingte Abbau von Muskelmasse und -kraft, auch als Sarkopenie bekannt. Insbesondere die Muskulatur der Beine und des Rumpfes ist entscheidend für einen sicheren Gang und die Fähigkeit, das Gleichgewicht nach einer plötzlichen Störung, wie einem Stolpern, schnell wiederherzustellen. Eine geschwächte Muskulatur führt zu einem unsichereren Gangbild und einer verringerten Fähigkeit, adäquat auf unerwartete Situationen zu reagieren.

Parallel dazu nimmt die Leistungsfähigkeit des Gleichgewichtssystems ab. Das vestibuläre System im Innenohr, das für die Wahrnehmung von Lage und Bewegung im Raum zuständig ist, kann an Präzision verlieren. Auch die Propriozeption, die Tiefensensibilität, die dem Gehirn meldet, wo sich die Gliedmaßen im Raum befinden, lässt nach. Dies führt dazu, dass Unsicherheiten im Untergrund weniger schnell und exakt wahrgenommen und ausgeglichen werden können.

Seh- und Hörvermögen spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle. Eine nachlassende Sehkraft, sei es durch eine unzureichend korrigierte Brille oder Augenerkrankungen wie Grauer Star oder Makuladegeneration, erschwert das Erkennen von Hindernissen, Kanten oder schlechten Lichtverhältnissen. Ein vermindertes Hörvermögen kann die räumliche Orientierung und die Wahrnehmung von Warnsignalen beeinträchtigen.

Extrinsische Risikofaktoren: Gefahren im direkten Umfeld

Die sicher geglaubten eigenen vier Wände bergen oft eine Vielzahl von Gefahrenquellen, die das Sturzrisiko signifikant erhöhen. Diese extrinsischen Faktoren sind besonders tückisch, da sie oft aus Gewohnheit übersehen werden.

Zu den häufigsten Stolperfallen gehören lose liegende Teppiche oder Teppichkanten, ungesicherte Kabel, Türschwellen und auf dem Boden abgestellte Gegenstände. Schon eine kleine Unachtsamkeit genügt, um an solchen Hindernissen hängenzubleiben und das Gleichgewicht zu verlieren.

Rutschige Böden sind eine weitere erhebliche Gefahrenquelle. Nasse Fliesen im Badezimmer, frisch gewischte Böden oder verschüttete Flüssigkeiten in der Küche können die Standfestigkeit abrupt zunichtemachen. Auch ungeeignetes Schuhwerk, wie Socken, glatte Hausschuhe oder Schuhe ohne festen Halt, trägt maßgeblich zu Rutschunfällen bei.

Eine unzureichende oder schlecht geplante Beleuchtung ist ein oft unterschätzter Risikofaktor. Düstere Flure, schattige Treppenaufgänge oder ein dunkler Weg vom Schlafzimmer zur Toilette in der Nacht verhindern, dass Hindernisse rechtzeitig gesehen werden. Blendendes Licht kann die Orientierung ebenfalls stören.

Medikamentöse und gesundheitliche Aspekte

Neben den altersbedingten und umgebungsbedingten Faktoren können auch der allgemeine Gesundheitszustand und die Einnahme von Medikamenten das Sturzrisiko beeinflussen.

Verschiedene chronische Erkrankungen gehen mit einer erhöhten Sturzgefahr einher. Dazu zählen neurologische Krankheitsbilder wie Morbus Parkinson oder die Folgen eines Schlaganfalls, die Gang und Gleichgewicht direkt beeinträchtigen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen können zu Schwindel oder kurzzeitiger Bewusstlosigkeit führen, beispielsweise durch Blutdruckabfälle beim schnellen Aufstehen (orthostatische Hypotonie). Kognitive Beeinträchtigungen wie Demenz können das Urteilsvermögen und die räumliche Wahrnehmung stören.

Ein besonders wichtiger Aspekt ist die Polypharmazie, also die gleichzeitige Einnahme von fünf oder mehr verschiedenen Medikamenten. Viele Arzneistoffe haben Nebenwirkungen, die das Sturzrisiko erhöhen. Dazu gehören unter anderem Schlaf- und Beruhigungsmittel, bestimmte Antidepressiva, starke Schmerzmittel und Medikamente zur Blutdrucksenkung. Sie können zu Benommenheit, Schwindel, verlangsamter Reaktionszeit oder Muskelschwäche führen. Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Medikation durch einen Arzt oder Apotheker ist daher ein wesentlicher Baustein der Sturzprophylaxe.

Das Zuhause als sicherer Hafen: Gezielte Wohnraumanpassung

Die systematische Gestaltung eines sicheren Wohnumfeldes ist eine der effektivsten Maßnahmen zur Sturzprävention. Durch gezielte Anpassungen lassen sich die meisten extrinsischen Risikofaktoren eliminieren oder zumindest deutlich reduzieren. Dabei geht es nicht darum, das Zuhause in eine sterile Umgebung zu verwandeln, sondern darum, Sicherheit und Wohnlichkeit intelligent miteinander zu verbinden.

Allgemeine Sicherheitsprinzipien für alle Wohnbereiche

Einige grundlegende Prinzipien der Sicherheit gelten für das gesamte Haus und bilden die Basis für eine sturzsichere Umgebung.

  • Freie Laufwege schaffen: Der erste Schritt ist, für Ordnung zu sorgen. Alle Gehwege sollten frei von Hindernissen sein. Das bedeutet, keine Zeitungsstapel, Schuhe, Taschen oder Deko-Objekte auf dem Boden zu platzieren. Möbel sollten so angeordnet sein, dass breite und klare Durchgänge entstehen.
  • Stolperfallen beseitigen: Lose Teppiche und Läufer sind eine der Hauptursachen für Stürze. Sie sollten entweder entfernt, mit doppelseitigem Klebeband fixiert oder durch rutschfeste Matten ersetzt werden. Herumliegende Kabel von Lampen oder Elektrogeräten müssen sicher an der Wand entlanggeführt oder in Kabelkanälen verborgen werden. Türschwellen sollten, wenn möglich, entfernt oder durch flache Übergangsprofile ersetzt werden.
  • Die entscheidende Rolle der Beleuchtung: Eine gute Ausleuchtung ist unabdingbar. In allen Räumen, Fluren und insbesondere auf Treppen sollte helles, aber blendfreies Licht vorhanden sein. Lichtschalter sollten leicht erreichbar sein, idealerweise am Ein- und Ausgang jedes Raumes und eventuell beleuchtet, um sie im Dunkeln schnell zu finden. Eine besonders sinnvolle Investition sind Nachtlichter mit Bewegungsmelder auf dem Weg vom Bett zum Badezimmer. Sie schalten sich automatisch ein und sorgen für eine sichere Orientierung, ohne dass man im Dunkeln nach dem Lichtschalter suchen muss.

Fokus auf Hochrisikobereiche: Badezimmer und Treppen

Statistisch gesehen ereignen sich die meisten Stürze im Badezimmer und auf der Treppe. Diese Bereiche erfordern daher besondere Aufmerksamkeit.

Sicherheit im Badezimmer:
Die Kombination aus Wasser, glatten Oberflächen und der Notwendigkeit, sich zu bücken und zu drehen, macht das Bad zu einem Hochrisikobereich.

  • Rutschfestigkeit: Rutschfeste Matten in und vor der Dusche oder Badewanne sind unerlässlich. Alternativ können auch Antirutsch-Aufkleber in der Wanne selbst angebracht werden. Bei der Wahl von Bodenfliesen sollte auf eine hohe Rutschhemmungsklasse geachtet werden.
  • Haltegriffe: Stabil in der Wand montierte Haltegriffe in der Dusche, neben der Toilette und an der Badewanne bieten entscheidenden Halt und Stabilität. Sie erleichtern das Aufstehen und Hinsetzen und geben Sicherheit bei der Körperpflege. Es gibt Modelle in verschiedenen Längen und Designs, die sich unauffällig in das Baddesign integrieren lassen.
  • Barrierefreiheit: Eine bodengleiche Dusche (Walk-in-Dusche) ist die sicherste Lösung, da sie die Stolperkante einer herkömmlichen Duschwanne eliminiert. Ein stabiler Duschhocker oder ein an der Wand montierter Klappsitz ermöglicht die Körperpflege im Sitzen, was besonders bei Schwindel oder Schwäche von Vorteil ist. Eine Toilettensitzerhöhung kann das Hinsetzen und Aufstehen erheblich erleichtern.

Sicherheit auf der Treppe:
Treppen sind eine alltägliche Herausforderung, die mit zunehmendem Alter größer wird.

  • Handläufe: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass auf beiden Seiten der Treppe feste und durchgehende Handläufe montiert sind. Sie sollten griffsicher sein und etwas über die erste und letzte Stufe hinausragen.
  • Stufenmarkierung und -belag: Die Kanten jeder Stufe sollten gut sichtbar sein. Dies kann durch kontrastfarbige Streifen erreicht werden. Teppich auf Treppen muss absolut fest verlegt sein. Glatte Holz- oder Steinstufen können mit rutschhemmenden Streifen sicherer gemacht werden.
  • Beleuchtung: Die Treppe muss vom oberen bis zum unteren Ende vollständig und schattenfrei ausgeleuchtet sein. Lichtschalter am Anfang und Ende der Treppe sind ein Muss. Auch hier können sich Bewegungsmelder als äußerst nützlich erweisen.

Checkliste für ein sturzsicheres Zuhause (Raum für Raum)

Die folgende Tabelle bietet eine detaillierte Übersicht über mögliche Anpassungen in den verschiedenen Wohnbereichen, um ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten.

WohnbereichMaßnahmeBeschreibung der Umsetzung
Wohn- & SchlafzimmerBodenbeläge sichernLose Teppiche entfernen oder mit Antirutschmatten/Klebeband fixieren. Teppichkanten prüfen und ggf. befestigen.
KabelmanagementAlle Elektrokabel entlang der Wände führen, in Kabelkanälen verlegen oder hinter Möbeln verstecken.
Freie GehwegeMöbel so anordnen, dass breite, hindernisfreie Durchgänge entstehen. Keine Gegenstände auf dem Boden lagern.
Stabile SitzmöbelStühle und Sessel mit Armlehnen verwenden, die das Aufstehen erleichtern. Auf eine angemessene Sitzhöhe achten.
BettumgebungEin Nachtlicht neben dem Bett installieren. Telefon und wichtige Gegenstände in Reichweite platzieren.
BadezimmerRutschfeste UnterlagenAntirutschmatten in und vor Dusche/Wanne legen. Aufkleber oder spezielle Beschichtungen für die Wanne nutzen.
Haltegriffe installierenFeste Griffe neben der Toilette, in der Dusche und an der Wanne anbringen (professionelle Montage empfohlen).
Sitzhilfen nutzenEinen Duschhocker oder einen an der Wand befestigten Duschklappsitz verwenden.
ToilettensitzerhöhungEine Sitzerhöhung montieren, um das Hinsetzen und Aufstehen zu erleichtern.
Bodengleiche DuscheLangfristig den Umbau zu einer schwellenlosen „Walk-in-Dusche“ in Betracht ziehen.
KücheVerschüttetes sofort aufwischenFlüssigkeiten und heruntergefallene Lebensmittel umgehend entfernen, um Rutschgefahr zu vermeiden.
Gegenstände erreichbar lagernHäufig genutzte Utensilien, Geschirr und Lebensmittel in einer Höhe zwischen Hüfte und Schulter aufbewahren.
Trittleiter statt StuhlEine stabile, standsichere Trittleiter mit Haltegriff verwenden, um an hohe Schränke zu gelangen.
Flure & TreppenBeidseitige HandläufeStabile und durchgehende Handläufe an beiden Seiten der Treppe montieren.
Gute BeleuchtungHelle, schattenfreie Ausleuchtung sicherstellen. Lichtschalter am Anfang und Ende der Treppe installieren.
Stufen sichtbar machenStufenkanten mit kontrastfarbenen Streifen markieren. Rutschhemmende Beläge oder Streifen anbringen.
Keine Gegenstände abstellenDie Treppe muss stets komplett frei von Gegenständen sein.

Aktive Sturzprävention: Die Säulen Kraft und Gleichgewicht

Während die Anpassung des Wohnraums die äußeren Gefahren minimiert, zielt die aktive Sturzprävention darauf ab, die inneren, körperlichen Schutzfaktoren zu stärken. Regelmäßige körperliche Aktivität ist die wissenschaftlich am besten belegte Einzelmaßnahme, um das Sturzrisiko zu senken. Der Fokus liegt hierbei auf einer gezielten Kombination aus Kraft- und Gleichgewichtstraining.

Wissenschaftlich fundierte Trainingsansätze

Ein effektives Trainingsprogramm zur Sturzprävention muss nicht kompliziert sein, aber es sollte regelmäßig und korrekt durchgeführt werden.

Krafttraining:
Eine starke Muskulatur ist die Grundvoraussetzung für Stabilität. Das Training sollte sich auf die großen Muskelgruppen der Beine konzentrieren (Oberschenkelvorder- und -rückseite, Waden) sowie auf die Rumpfmuskulatur (Bauch und unterer Rücken). Diese Muskeln stabilisieren den Körper beim Gehen und sind entscheidend, um einen Stolperer abzufangen. Übungen können mit dem eigenen Körpergewicht (z.B. Kniebeugen am Stuhl, Wadenheben) oder mit leichten Gewichten bzw. Therabändern durchgeführt werden. Regelmäßigkeit, idealerweise zwei- bis dreimal pro Woche, ist wichtiger als hohe Intensität.

Gleichgewichtstraining:
Das Gleichgewicht ist eine Fähigkeit, die trainiert werden kann und muss. Dynamische Gleichgewichtsübungen fordern die sensomotorischen Systeme des Körpers heraus und verbessern die Fähigkeit, die Körperposition schnell und präzise anzupassen. Einfache, aber hocheffektive Übungen sind zum Beispiel:

  • Einbeinstand: Sich an einem stabilen Stuhl festhalten und versuchen, für einige Sekunden auf einem Bein zu stehen. Mit der Zeit kann man versuchen, sich nur noch leicht oder gar nicht mehr festzuhalten.
  • Tandemstand und -gang: Die Füße direkt voreinander setzen, Ferse an Spitze, und diese Position halten. Die Steigerung ist der Tandemgang, bei dem man auf einer imaginären Linie geht.
  • Gewichtsverlagerungen: Im Stehen das Gewicht langsam von einem Bein auf das andere verlagern.

Sportarten wie Tai Chi haben sich in wissenschaftlichen Studien als besonders wirksam erwiesen. Die langsamen, fließenden und kontrollierten Bewegungen schulen in idealer Weise Kraft, Koordination, Gleichgewicht und Körperwahrnehmung.

Integration von Bewegung in den Alltag

Neben gezielten Übungseinheiten ist es ebenso wichtig, ein aktives Leben zu führen. Jede Form von Bewegung trägt zur Erhaltung der Muskulatur und Mobilität bei. Tägliche Spaziergänge, Treppensteigen statt Aufzugfahren, Gartenarbeit oder leichte Hausarbeiten sind wertvolle Beiträge zur Sturzprävention. Es geht darum, längere Phasen des Sitzens zu vermeiden und den Körper regelmäßig zu fordern.

Technologische und personelle Unterstützungssysteme

Moderne Technik und spezielle Hilfsmittel können eine zusätzliche Sicherheitsebene schaffen und im Notfall schnelle Hilfe gewährleisten. Sie ersetzen nicht die grundlegenden Präventionsmaßnahmen, können diese aber sinnvoll ergänzen und vor allem das Sicherheitsgefühl stärken.

Moderne Hilfsmittel für mehr Sicherheit

Die Angst vor einem Sturz, insbesondere davor, nach einem Sturz hilflos zu sein, kann die Lebensqualität stark einschränken und zu einer gefährlichen Inaktivität führen. Technische Systeme können diese Angst reduzieren.

  • Hausnotrufsysteme: Ein Hausnotruf besteht in der Regel aus einer Basisstation und einem kleinen, mobilen Sender, der als Armband oder Halskette getragen wird. Per Knopfdruck kann jederzeit eine Verbindung zu einer Notrufzentrale hergestellt werden, die dann je nach Situation Angehörige, Nachbarn oder den Rettungsdienst alarmiert.
  • Falldetektoren: Viele moderne Notrufsysteme bieten integrierte Falldetektoren. Diese Sensoren erkennen einen schweren Sturz automatisch und lösen selbstständig einen Alarm aus, auch wenn die Person dazu nicht mehr in der Lage ist.
  • Smarte Sensortechnik: Intelligente Sensoren in der Wohnung, beispielsweise in Form von Sensormatten vor dem Bett, können registrieren, wenn eine Person nachts aufsteht, und automatisch ein gedämpftes Licht einschalten. Sie können auch erkennen, wenn eine Person ungewöhnlich lange in einem Raum (z.B. im Bad) verweilt, und eine Benachrichtigung an Angehörige senden.

Die Rolle von schützender Ausrüstung: Ein Blick auf Hüftprotektoren

Bei Personen mit sehr hohem Sturzrisiko, beispielsweise aufgrund von fortgeschrittener Osteoporose oder starkem Schwindel, können Hüftprotektoren eine sinnvolle Ergänzung sein. Dabei handelt es sich um spezielle Unterhosen mit eingearbeiteten Schutzkappen oder Polstern aus energieabsorbierendem Material. Bei einem seitlichen Sturz verteilen sie die Aufprallenergie auf eine größere Fläche und können so die Kraft, die auf den Oberschenkelhals wirkt, erheblich reduzieren. Die Wirksamkeit hängt entscheidend davon ab, dass die Protektoren konsequent Tag und Nacht getragen werden. Moderne Modelle bieten einen hohen Tragekomfort und sind unter der Kleidung kaum sichtbar. Beim Kauf sollte auf eine gute Passform und hautfreundliche Materialien geachtet werden.

Überblick über technische Assistenzsysteme

Die Auswahl an technischen Hilfsmitteln ist groß. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über gängige Systeme und ihre Funktionen.

SystemFunktionIdeal für
Hausnotruf (klassisch)Alarmierung einer Notrufzentrale per Knopfdruck am mobilen Sender.Alleinlebende Personen, die sich absichern möchten und im Notfall aktiv Hilfe rufen können.
Mobiler Notruf (GPS)Wie der Hausnotruf, funktioniert aber auch außerhalb der Wohnung mittels GPS-Ortung.Aktive Personen, die auch unterwegs (z.B. beim Spaziergang) abgesichert sein möchten.
FalldetektorErkennt schwere Stürze automatisch und alarmiert die Zentrale selbstständig.Personen mit hohem Sturzrisiko oder Neigung zu Ohnmachtsanfällen.
Sensor-NachtlichtBewegungsmelder aktiviert eine gedämpfte Beleuchtung, z.B. auf dem Weg ins Bad.Personen, die nachts häufiger aufstehen müssen, um nächtliche Orientierungslosigkeit zu vermeiden.
HerdabschaltautomatikSensoren über dem Herd erkennen Rauchentwicklung oder Überhitzung und schalten den Herd automatisch ab.Personen mit beginnender Vergesslichkeit, zur Prävention von Bränden und Unfällen in der Küche.
Kontakt-/SensormattenMatte vor dem Bett oder einer Tür meldet, wenn eine Person aufsteht (z.B. bei Demenz mit Weglauftendenz).Betreuung von Personen mit kognitiven Einschränkungen, um nächtliches Umherirren zu bemerken.

Finanzielle Unterstützung für ein sicheres Zuhause

Die Anpassung des Wohnraums zur Reduzierung von Barrieren und zur Sturzprävention ist eine anerkannte Notwendigkeit. In Deutschland können Personen mit einem anerkannten Pflegegrad (ab Pflegegrad 1) bei ihrer Pflegekasse einen Zuschuss für sogenannte „wohnumfeldverbessernde Maßnahmen“ beantragen.

Dieser Zuschuss kann bis zu 4.000 Euro pro Maßnahme betragen. Er kann für eine Vielzahl von Umbauten verwendet werden, die die häusliche Pflege ermöglichen, erleichtern oder eine selbstständigere Lebensführung wiederherstellen. Dazu zählen beispielsweise der Umbau des Badezimmers zu einer bodengleichen Dusche, die Installation eines Treppenlifts, die Verbreiterung von Türen oder das Anbringen von fest installierten Rampen. Wichtig ist, den Antrag bei der Pflegekasse zu stellen, bevor mit den Umbaumaßnahmen begonnen wird. In der Regel müssen dem Antrag Kostenvoranschläge von Handwerksbetrieben beigefügt werden. Wohnen mehrere pflegebedürftige Personen zusammen, kann der Zuschuss sogar bis zu 16.000 Euro pro Haushalt betragen.

Sturzprophylaxe zusammengefasst

Die Sicherheit im eigenen Zuhause ist kein passiver Zustand, sondern das Ergebnis aktiver Gestaltung und bewusster Vorsorge. Sturzprophylaxe ist ein dynamischer Prozess, der auf den drei Säulen eines sicheren Wohnumfeldes, der Aufrechterhaltung körperlicher Fitness und eines verantwortungsvollen Gesundheitsmanagements ruht. Durch das Erkennen und Beseitigen von Gefahrenquellen in der Wohnung, von der richtigen Beleuchtung bis hin zur Beseitigung von Stolperfallen, wird die Basis für ein sicheres Leben gelegt.

Gleichzeitig bildet die Stärkung von Muskulatur und Gleichgewichtssinn durch regelmäßige Bewegung den körpereigenen Schutzschild gegen die Unwägbarkeiten des Alltags. Ergänzt durch den sinnvollen Einsatz moderner Technik und eine regelmäßige Überprüfung der Medikation entsteht ein umfassendes Sicherheitskonzept. Diese Maßnahmen tragen entscheidend dazu bei, die Unabhängigkeit zu bewahren, die Lebensqualität zu steigern und das Zuhause als das zu erhalten, was es sein sollte: ein Ort der Geborgenheit und des Wohlbefindens.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Inhalt
Aktiv im Leben - Favicon
Übersicht zum Datenschutz

Diese Website verwendet Cookies, damit wir Ihnen die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in Ihrem Browser gespeichert und erfüllen Funktionen wie die Wiedererkennung Ihrer Person, wenn Sie zu unserer Website zurückkehren, und helfen unserem Team zu verstehen, welche Bereiche der Website Sie am interessantesten und nützlichsten finden.